Kaffeehandel heute
Zölle, Röstung und was sie für deinen Espresso bedeuten
Zölle, Röstung und was sie für deinen Espresso bedeuten
Bevor eine Bohne bei dir im Siebträger landet und als Espresso mit feiner Crema in der Tasse glänzt, hat sie eine lange Reise hinter sich. Die Kaffeeproduktion beginnt im Ursprung, wo Produzenten ernten, aufbereiten und Rohkaffee für den Export vorbereiten. Über Seewege und Lagerhäuser gelangt der Kaffee in die Importhäfen, begleitet von Dokumenten zu Herkunft, Qualität und phytosanitären Standards. Zollpolitik, Einfuhrabgaben und Regelwerke wie Ursprungsnachweise strukturieren diesen Weg: Sie bestimmen, welche Lots wann ankommen, welchen Preis sie am Ende haben und wie Planbarkeit in der Lieferkette aussieht.
Für Produzenten bedeuten stabile Importkanäle verlässliche Abnahme und Zugang zu Märkten, während Wechselkurse, Logistik und Klassifizierungen den erzielbaren Preis beeinflussen. Röstereien wiederum arbeiten mit Lieferzeiten, Mindestmengen und Qualitätsparametern, um daraus passende Röstungen zu entwickeln. Probe-Röstungen und Cuppings helfen, Profile für Filter und Espresso zu definieren, sodass sich Aromatik, Körper und Crema im Endprodukt stimmig zeigen. Auch der spätere Mahlgrad wird früh mitgedacht, denn er hängt vom Bohnenbauch ebenso ab wie von der geplanten Zubereitung. Zwischen FOB-Preisen, Fracht, Versicherung und Zollabwicklung entscheidet sich, welche Lots im Sortiment landen. So bildet der Import die sachliche Grundlage dafür, dass du am Ende eine konstante Tasse genießen kannst – vom fruchtigen Single Origin bis zur schokoladige/“ title=“Kaffee mit schokoladigen Noten und dunkler Süße“>schokoladigen Hausmischung.
Die neue EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) prägt aktuell den Kaffeehandel wie kaum ein anderes Thema. Ab Ende 2025 dürfen Kaffeebohnen nur dann in die EU eingeführt werden, wenn nachweisbar ist, dass für den Anbau keine Waldflächen gerodet wurden. Praktisch heißt das: Jede einzelne Kaffeelieferung muss mit präzisen Geodaten der Lieferanten hinterlegt werden, und es ist eine Sorgfaltspflichtenerklärung in das zentrale EU-Informationssystem einzureichen. Für kleine und mittlere Betriebe gilt eine verlängerte Übergangsfrist bis Juni 2026, sie sind aber gleichermaßen verpflichtet, ihre Lieferketten transparent zu machen.
Branchenexperten weisen darauf hin, dass die Umsetzung anspruchsvoll ist. Viele Millionen Kaffeebauern verfügen bislang über keine erfassten Geodaten zu ihren Parzellen. Solange diese Informationen fehlen, ist die Konformität schwer zu belegen. Das kann zu Verzögerungen führen, die den EU-Markt temporär verknappen. In der Folge werden steigende Einkaufspreise als mögliches Szenario diskutiert – mit spürbaren Effekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Kaffeeproduktion bis hin zur Tasse Espresso bei dir zu Hause.
Für dich als Kaffeefan könnte das bedeuten, dass sich Herkunftsprofile und Verfügbarkeiten verändern. Röstereien werden voraussichtlich stärker mit Produzenten zusammenarbeiten, die frühzeitig auf Geodaten und Rückverfolgbarkeit setzen. Das kann Einfluss auf Blends, Röstung und sogar auf Feinheiten wie den optimalen Mahlgrad haben, wenn neue Lots mit anderen Eigenschaften in den Handel kommen. Gleichzeitig eröffnet die EUDR die Chance, Biodiversität und Waldschutz messbar zu fördern – ohne dabei ein Werturteil zu fällen, lässt sich sagen: Der regulatorische Rahmen schiebt Transparenz und Datentiefe in bislang nicht gekanntem Ausmaß an.
Was bedeutet das im Alltag? Kurzfristig sind mehr Dokumentation, digitale Tools und Partnerschaften nötig, mittelfristig könnten Lieferketten stabiler und nachvollziehbarer werden. Für deinen Cappuccino oder die Crema auf dem Espresso bleibt das Ziel gleich: möglichst konstante Qualität in der Tasse. Der Weg dorthin verändert sich jedoch – von der Farmkoordinate bis zum Röster, der am Trommelprofil dreht, um die gewohnte Balance zu halten.
Zeitgleich mit europäischen Regelungen sorgt die jüngste Zollpolitik der USA für Bewegung im globalen Kaffeehandel: Auf brasilianischen Rohkaffee werden Zölle von etwa 50% erhoben. Das könnte Handelsströme neu ordnen. Exporteure aus Brasilien richten Lieferungen verstärkt in zollgünstigere Märkte aus – darunter Europa –, während US-Röstereien vermehrt nach Alternativen in Mittelamerika, Afrika oder Asien suchen. Für die EU bedeutet das keine direkte Zollbelastung, aber potenziell veränderte Angebotslagen und Preisschwankungen durch umgeleitete Volumina.
Weil Brasilien eine zentrale Rolle in der weltweiten Kaffeeproduktion spielt, könnten größere Mengen brasilianischer Bohnen – inklusive Natural- und Pulped-Natural-Lots – vorübergehend in Europa verfügbar sein. Das beeinflusst nicht nur Terminpreise und Frachtraten, sondern mitunter auch die Zusammensetzung von Blends. In Espressomischungen wären, je nach Verfügbarkeit, schokoladigere Profile häufiger anzutreffen; in der Tasse kann sich das gelegentlich in einer volleren Crema äußern. Gleichzeitig passen Röstereien ihre Röstung und Rezepturen an, was bei einzelnen Zubereitungen auch kleine Anpassungen beim Mahlgrad sinnvoll machen kann.
Für die USA dürfte die Suche nach alternativen Ursprüngen zu neuen Bezugsstrukturen führen, während in der EU eher die Dynamik der Handelsströme spürbar wird: temporäre Angebotswellen aus Brasilien auf der einen und eine stärkere Nachfrage nach Bohnen aus anderen Herkunftsländern auf der anderen Seite. Insgesamt bleibt der Effekt regional unterschiedlich, hängt vom Erntezyklus in Brasilien, der Logistik und den Kontraktlaufzeiten ab und zeigt sich schrittweise – von Rohkaffee über die Röstung bis in den Espresso.
Zwischen Plantage und Tasse liegen heute mehr Stationen denn je: Von der Kaffeeproduktion in Südamerika über Exporthäfen und Reedereien bis hin zu europäischen Importlagern und deiner Rösterei vor Ort. Wenn du einen Espresso bestellst und die Crema glänzt, steckt dahinter nicht nur eine gute Röstung und der passende Mahlgrad, sondern auch ein Zusammenspiel aus Handelspolitik, Zollregeln und Logistik. Rohkaffee bewegt sich entlang internationaler Abkommen, die den Zugang zu Märkten ermöglichen, während neue Nachhaltigkeitsvorgaben der EU die Nachverfolgbarkeit von Chargen und Anbauflächen in den Fokus rücken. Für dich als Kaffeeliebhaber zeigt sich davon meist nur das Ergebnis in der Tasse – für den Handel bedeutet es, Lieferketten zu dokumentieren, Warenströme zu planen und Qualität über viele Etappen hinweg zu sichern.
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Kaffeerösterei Nero
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