Kaffeeanbau in Äthiopien
Ursprung und Besonderheiten
Ursprung und Besonderheiten
Wenn die Sonne über Äthiopiens Hochland aufgeht, glitzern die Kaffeewälder wie ein Meer aus smaragdgrünen Wellen. Hier, in den Urwäldern von Kaffa, beginnt die Geschichte, die die Welt wach küsst. Von der Legende des Hirten Kaldi bis zur kunstvollen Kaffeezeremonie, der Buna, atmet Äthiopien Kaffee nicht nur – es lebt ihn. Nirgendwo sonst ist die genetische Vielfalt der Arabica-Pflanze so groß, nirgendwo sonst sind Aromen so vielschichtig: florale Jasminnoten, zarte Bergamotte, saftige Pfirsiche, wilde Beeren – als hätte die Natur selbst ein Aromengedicht geschrieben. Über alte Handelsrouten gelangten die Bohnen von den äthiopischen Hochebenen über Mocha in die weite Welt, prägten die Kaffeehäuser des Orients, inspirierten die Cafés Europas und legten den Grundstein für die moderne Spezialitätenkultur. Wer heute eine Tasse äthiopischen Kaffees trinkt, kostet ein Stück Ursprung, ein Echo von Jahrhunderten der Sorgfalt und Gastfreundschaft. Für uns als Rösterei ist Äthiopien nicht nur ein Herkunftsland, sondern eine Einladung: zu reisen, zu lauschen, zu schmecken – und in jeder Bohne den Puls einer Kultur zu spüren, die Kaffee als Ritual, Begegnung und Kunst verstanden hat, lange bevor wir das Wort “Third Wave” kannten.
Äthiopien ist ein Mosaik aus Höhenlagen, Böden und Mikroklimata – und jede Region singt ihre eigene Tasse. In Sidama tanzen helle Zitrusnoten und feine florale Akzente, als ob Morgentau auf Teeblättern läge. Yirgacheffe, im Gedeo-Gebiet, betört mit Jasmin, Bergamotte und der Eleganz kühler Nebelwälder; die Tassen sind klar, fast teeartig, mit kristalliner Säure. Guji wirkt wie ein wilder Cousin: saftige Steinfrüchte, Kakaoanklänge, manchmal eine samtene Blaubeer-Opulenz, wenn die Aufbereitung natürlich war. Harrar, im Osten, ist die Sonne in der Tasse – würzig, dunkelfruchtig, mit einem Hauch von Tabak und Kakao. Limu überrascht mit Honigsüße und balancierter Struktur, ideal für jene, die Tiefe ohne Schwere lieben. In Höhen zwischen 1.800 und 2.200 Metern reifen die Kirschen langsam, als würde die Zeit selbst Aroma destillieren. Vulkanische Böden, alte Heirloom-Varietäten und handwerkliche Ernte ergeben Kaffees, die nicht austauschbar sind, sondern unverwechselbar. Für uns beginnt jede Röstung mit dieser Landkarte: Sie zeigt nicht nur Orte, sondern Stimmungen – vom kühlen Waldweg in Yirgacheffe bis zum staubig-goldenen Nachmittagslicht in Harrar.
Die Magie äthiopischer Kaffees entfaltet sich nicht nur auf dem Feld, sondern auch auf den Trocknungsbetten. Bei der natürlichen Aufbereitung bleiben die Kirschen ganz und ruhen auf erhöhten afrikanischen Betten, werden gewendet, belüftet, von Sonne gestreichelt. Das Ergebnis: üppige Frucht, tiefe Süße, manchmal eine verführerische Blaubeernote – wie Marmelade auf warmem Brot. Gewaschene Kaffees hingegen baden in klarem Quellwasser; Fruchtfleisch und Schleimschicht werden gezielt entfernt. Was bleibt, ist kristalline Präzision: transparente Säure, florale Feinheiten, eine Tasse, die wie Bergluft schmeckt. Dazwischen schimmert das seltene Honey-Verfahren – eine goldene Mitte, die Textur und Süße bewahrt, ohne die Klarheit zu verlieren. Zunehmend experimentieren äthiopische Produzentinnen und Produzenten mit anaeroben Fermentationen, die Gewürz- und Tropenfruchtlinien akzentuieren. Jede Methode ist ein Pinselstrich am Aromabild, beeinflusst von Temperatur, Zeit und Geduld. Für uns als Rösterei ist die Aufbereitung kein technischer Nebensatz, sondern der Kompass: Sie verrät, welche Röstkurve ein Kaffee braucht, wie wir Süße tragen, Säure polieren und Textur formen – damit in der Tasse genau die Geschichte ankommt, die die Sonne auf den Betten geschrieben hat.
Äthiopische Kaffees sind zart und charakterstark zugleich – und verlangen Respekt in der Trommel. Wir rösten in kleinen Chargen, hören auf das Knacken, riechen die Veränderungen in der Maillard-Phase, tasten uns an den Punkt heran, an dem Süße strahlt und florale Noten nicht verblassen. Für gewaschene Yirgacheffes wählen wir meist helle bis mittlere Röstungen mit präziser Entwicklungszeit, damit Bergamotte und Jasmin in klaren Linien singen. Naturals aus Guji bekommen etwas mehr Körper: ein Hauch längerer Entwicklung, um die Fruchtsüße zu karamellisieren, ohne sie zu beschweren. Jede Ernte, jede Aufbereitung erhält ihr eigenes Profil – kein Copy-Paste, sondern eine kuratierte Partitur. Wir cuppen mehrfach pro Rösttag, justieren Lade- und Endtemperatur, Gasfluss und Luftzug, bis Textur, Säure und Nachhall harmonieren. Transparente Beschaffung und enge Partnerschaften mit den Produzierenden sichern Konsistenz und Qualität; frische Ernten landen schnell bei uns, werden behutsam gelagert und in Ventilbeuteln verpackt, damit die Aromen reisen können. Am Ende zählt, dass Sie in der Tasse schmecken, was wir in der Trommel behütet haben: ein äthiopischer Kaffee, der leuchtet wie Morgenlicht über dem Hochland.
Wer äthiopische Kaffees brüht, lädt Eleganz ein. Für Filter empfehlen wir klares, leicht mineralisiertes Wasser und eine moderate Temperatur um 92 bis 94 Grad – so entfalten sich florale Nuancen ohne Schärfe. Ein Mahlgrad ähnlich feinem Meersalz und ein Verhältnis von etwa 60 Gramm pro Liter schenken Struktur und Süße. Beim Aufguss gilt: erst blühen lassen, dann in ruhigen Kreisen nachgießen; stellen Sie sich vor, Sie malen einen Duftkranz über die Poren des Betts. Chemex betont Transparenz und Teehaftigkeit, V60 zeichnet filigrane Zitruslinien, Kalita rundet mit seidiger Textur. Als Espresso lieben wir ausgewogen/“ title=“Eine ausgewogene Mischung für harmonischen Genuss“>ausgewogene, helle Röstungen: längere Extraktionen mit höherem Ausstoß lassen Bergamotte und Pfirsich tanzen, Naturals liefern saftige Fülle für Flat White und Cappuccino. Auf Eis – als sanft heruntergekühlter Filter oder Japan-Iced – wird Yirgacheffe zur Sommerbrise im Glas. Und wer Food-Pairings mag: Zitronentarte hebt floral/“ title=“Eine florale Note für feine Gaumen“>florale Noten, dunkle Schokolade umarmt Guji-Naturals. Wichtig ist weniger das Dogma als die Neugier. Spielen Sie mit Wasser, Mahlgrad und Zeit – und lassen Sie die Tasse erzählen, wohin die Reise heute geht.
Äthiopien ist nicht nur die Wiege des Kaffees, es ist ein Mosaik aus Mikroklimata, in denen jedes Tal, jeder Hang eine andere Geschichte in der Tasse erzählt. Vom Grabenbruch der Rift Valley bis zu nebelverhangenen Bergwäldern atmet das Land Kaffee: traditionelle Heirloom-Varietäten, die seit Jahrhunderten in Gärten, Waldparzellen und auf kleinsten Terrassen kultiviert werden. Vulkangestein zerfällt zu fruchtbaren Böden, Höhenwinde kühlen die Trauben aus Kaffeekirschen, und Tagesnächte mit großen Temperaturunterschieden lassen die Bohnen langsam reifen – dichter, süßer, komplexer. Das Ergebnis ist ein sensorisches Spektrum, das sich wie eine Reise anfühlt: von zitrusfrischer Leichtigkeit über duftende Blüten bis zu dunkler Beerenfrucht und feiner Würze. Verarbeitungsmethoden veredeln das Terroir: gewaschen aufbereitet für kristallklare Struktur und strahlende Säure, sonnengetrocknet für opulente Frucht und samtige Süße, selten auch honey-processed als goldener Mittelweg. Wer Äthiopien trinkt, schmeckt Landschaft: das Rascheln der Kaffeeblätter im Morgenlicht, den Duft feuchter Erde nach Regen, das Echo der Schritte auf rotbraunen Pfaden. Es ist eine Einladung, sich treiben zu lassen – Tasse für Tasse, Höhenmeter für Höhenmeter, Region für Region.
Im Süden Äthiopiens steigt die Straße in kühles, klares Licht. Zwischen 1.700 und über 2.200 Metern liegen Yirgacheffe, Sidama, Guji und West Arsi – Namen wie Musik, Tassen wie Landschaftsgemälde. In Yirgacheffe, rund um Kochere und Gedeb, duftet es nach Jasmin und Bergamotte; gewaschene Lots schillern wie Tee mit Zitrone, feingliedrig und elegant, während Natural-Aufbereitungen Erdbeere und tropische Früchte ins Glas zaubern. Sidama, weit und vielfältig mit Orten wie Bensa oder Aleta Wendo, schenkt vibrierende Zitrusfrische, Steinobst und oft eine sanfte, teeartige Textur. Guji – Hambela, Shakiso, Uraga – wirkt wie ein Wald aus Aromen: Pfirsich und Nektarine, manchmal Kakao und rote Beeren, eingebunden in eine leuchtende, saubere Süße. West Arsi (etwa Nensebo) vereint florales und Frucht mit kristallklarer Struktur. Gemeinsam ist diesen Hochlagen das langsame Reifen der Kirschen: dichte Bohnen, helle, präzise Säure, transparente Süße. Kleine Washing Stations arbeiten mit Quellwasser und Sorgfalt, die Sonne trocknet geduldig auf afrikanischen Betten. Jeder Schluck trägt das Flirren der Höhe, das Rascheln von Eukalyptus, die kühle Morgenluft – ein südlicher Atlas für die Sinne.
Gen Osten, hinter staubigen Pässen und blauen Horizonten, breitet sich Harrar aus – eine historische Handelsstadt, umgeben von trockenen Hochplateaus auf etwa 1.500 bis gut 2.000 Metern. Hier hat die Sonne das Sagen. Die Kirschen werden traditionell naturaufbereitet, auf Lehm und Stein getrocknet, vom Wüstenwind geküsst. Das Ergebnis ist unverwechselbar: Blaubeere und Brombeere, dunkle Schokolade, manchmal Weinbrand und Kardamom, ein Hauch Tabak – opulent, sinnlich, mit langem Nachhall. Harrar ist der Ursprung des berühmten „Mokka“-Profils: wild, saftig, leicht fermentig, doch bei sorgfältiger Sortierung von beeindruckender Klarheit. Die Nächte sind kühl, die Tage heiß; diese Spannung spannt auch die Tasse auf – reife Frucht getragen von trockener Wärme. Wer Harrar trinkt, spürt Märkte voller Gewürze, hört Palaver in engen Gassen, sieht Kamele im Abendlicht. Es ist Kaffee, der Geschichten sammelt wie Staub an Sandalen: uralt und quicklebendig, ungezähmt und doch vertraut. Zwischen Felsen und Sonne lernt die Bohne, reich zu werden – an Zucker, an Duft, an Erinnerung. Eine Reise, so warm wie der Wind, der sie begleitet.
Im Westen wird es grün. Nebel hängt in den Tälern, Regen perlt an Bananenblättern, Wälder flüstern. Limu, Jimma, Kaffa und Bench Maji liegen meist zwischen 1.500 und 2.100 Metern – Landschaften, in denen Kaffee noch halb wild wächst. Limu ist der stille Aristokrat: häufig gewaschen aufbereitet, mit honiggelber Süße, balancierter Säure, feiner Würze und Kakao. Jimma schwankt je nach Mikroklima zwischen krautigen, waldigen Noten und reifen, dunklen Früchten; gute Lots brillieren mit Saftigkeit und runder Struktur. Kaffa, die sagenhafte Heimat des Kaffees, schenkt Waldboden und Wildblumen, Kräuter, manchmal einen Anflug von Weihrauch – geheimnisvoll, geerdet, dabei hell süß. In Bench Maji, nahe dem Gesha-Wald, schimmern Tassen oft mit Jasmin, Bergamotte und Pfirsich – ein Hinweis auf die dort beheimatete Varietät, die weltweit gefeiert wird. Naturals zeigen hier Mango, getrocknete Aprikose und Kakao; gewaschene Kaffees glänzen mit Klarheit und goldener Textur. Zwischen Nebel und Moos reifen Kirschen langsam, geschützt von Schattenbäumen. Man schmeckt den Regen, das Harz, das Licht, das durch das Blätterdach fällt – ein Waldspaziergang, der auf der Zunge endet.
Höhe ist in Äthiopien mehr als eine Zahl; sie ist ein Geschmackskompass. Um 1.500 bis 1.700 Meter reifen Kirschen zügiger: Das ergibt oft vollere Körper, sanftere Säure, Noten von Milchschokolade, Nuss und reifem Steinobst – tröstlich, rund, zugänglich. Zwischen 1.700 und 1.900 Metern strafft sich die Tasse: Zitrus leuchtet, florales tritt hervor, Süße wirkt klarer, Textur wird seidig. Über 1.900 Meter – bis hinauf über 2.200 – verlangsamen kühle Nächte den Zuckeraufbau; die Bohnen werden dichter, die Säure filigran und lang, Aromen erinnern an Jasmin, Bergamotte, weißer Pfirsich, helles Beerenobst. Verarbeitungen modulieren diesen Höhenklang: Gewaschen bringt Struktur und Präzision, Natural vertieft Frucht und verleiht schmelzende Süße; Honey verwebt beides. Auch Böden sprechen mit: eisenrote Vulkanerde für Saftigkeit, dunkle Waldböden für Würze und Süße. In der Röstung danken hochgewachsene Bohnen eine behutsame, transparente Herangehensweise – sie öffnen sich wie ein Panorama. So wird jeder Höhenmeter zur Etappe einer Reise: vom gemütlichen Talfrühstück bis zum klaren Berggipfel, wo die Luft dünn und die Aromen kristallhell sind.
Morgendunst liegt wie ein Seidentuch über den Hügeln, während zwischen Akazien und Enset-Bananen die roten Kaffeekirschen aufblitzen – willkommen im äthiopischen Hochland, der Wiege des Arabica. Hier, in Regionen wie Kaffa, Sidama, Yirgacheffe und Guji, wächst Kaffee seit Jahrhunderten in Waldgärten, halb wild und doch liebevoll gepflegt. Die Böden sind vulkanisch, die Nächte kühl, die Tage mild, und genau dieses Wechselspiel aus Höhenlage und Temperatur schenkt den Bohnen ihre kristallklare Säure und feingliedrige Süße. Viele Parzellen sind winzig, handverlesen wird nur, was tiefrot glänzt. Die genetische Vielfalt ist legendär: unzählige Landrassen und lokale Selektionen sorgen für Aromen, die man sonst kaum findet. Wenn die Sonne die Feuchtigkeit aus den Blättern kitzelt, duftet es nach Blüte und feuchter Erde, nach Reife und Anfang. Wer hier Kaffee trinkt, trinkt Geschichte: die rituelle Zeremonie mit der Jebena, dem Tonkännchen, das Rösten über der Flamme, der Aufguss in kleinen Tassen, begleitet vom Duft von Weihrauch und einer Schale Popcorn. Jede Bohne erzählt von Pfaden durch Nebelwälder, von Händen, die sie gelesen, gewendet, getrocknet haben – ein Versprechen von Würze, Licht und weiter Ferne in jeder Tasse.
Äthiopische Arabicas duften wie ein Spaziergang durch einen Morgenmarkt: feuchte Jasminblüten, eine Brise Bergamotte, Zeste von Limette. Die Tassen wirken oft teeartig, seidig und klar, mit einer Säure, die eher schimmert als sticht – man denkt an Earl Grey, an Zitronenmelisse, an frische Pfirsiche. Je nach Herkunft und Aufbereitung leuchten Noten von Aprikose und gelber Pflaume, von Honig und hellem Karamell; manchmal tanzen über allem Nuancen von Mango oder Ananas. Naturaufbereitete Kaffees verführen mit Blaubeere, Erdbeere und einer feinen, weinigen Tiefe, die an reife Beeren im Spätsommer erinnert. Gewaschene Lots hingegen wirken wie ein Gebirgsbach: glasklar, präzise, mit langem, floralen Nachhall. Charakteristisch ist die Balance – die Süße wie ein leiser Faden, der die Aromen zusammenhält, die Textur elegant, der Nachklang überraschend lang. Ein Schluck kann ein Wechselspiel aus Blüte und Frucht sein, mit einem Hauch von schwarzem Tee oder zarter Kakao-Nibs. Diese Vielfalt ist kein Zufall, sondern das Zusammenspiel aus Höhenlage, kühlen Nächten, alten Landrassen und sorgfältiger Handarbeit – ein Kaleidoskop, das sich mit jeder Ernte neu ordnet und doch unverkennbar äthiopisch bleibt.
Die Art, wie Kirschen ihr Fruchtkleid verlieren, entscheidet in Äthiopien maßgeblich über den Charakter in der Tasse. Beim gewaschenen Prozess werden vollreife Kirschen entpulpt, fermentiert und gründlich gespült. Das Ergebnis: eine kristalline Aromatik mit feinen Zitrus- und Blumenakzenten, teeartige Struktur, sauber und präzise. Naturals – sonnengetrocknet auf afrikanischen Trockenbetten, 12 bis 20 Tage, regelmäßig gewendet – nehmen ihre Süße aus der Frucht mit: saftige Beeren, reife Steinfrucht, ein Hauch von Rotwein, samtiger Körper. Dazwischen entstehen zunehmend Honey- und experimentelle anaerobe Lots, die Textur verdichten, Gewürz- und Tropenfrucht setzen und mit sanfter Fermentnote spielen. Gemeinsam ist allen: penible Selektion, langsame Trocknung bis zum perfekten Feuchtigkeitsgrad, Lagerung in Pergament für Stabilität. In Wasser-armen Gegenden prägen Naturals traditionell das Bild; wo Aufbereitungsstationen und frisches Quellwasser verfügbar sind, glänzen gewaschene Kaffees mit Transparenz. So wird aus Landschaft Geschmack: der Wind, der über die Betten streicht; die Sonne, die aus Kirschen Aromenkonzentrate zaubert; die Geduld, die Bitteres meidet und Süßes hegt. Jede Methode ist ein Dialekt – und Äthiopien spricht sie alle mit unvergleichlicher Musikalität.
Yirgacheffe steht für das Leuchtfeine: Jasmin, Bergamotte, Zitronenzeste, ein eleganter, teeartiger Körper – wie ein duftiger Frühlingsmorgen im Glas. Sidama wirkt verspielter, zitrisch und fruchtig zugleich: Limette trifft auf Pfirsich und Honig, oft mit seidiger Textur. Guji zeigt sich üppig und sonnendurchwärmt, mit Noten von Aprikose, Mango und weißen Blüten, manchmal von Vanille umrahmt. Harrar, meist naturaufbereitet, ist die dunkle Beeren-Sehnsucht: Blaubeere, Kakao, Gewürz, ein Hauch Wein – wild, sinnlich, lang. Limu bringt harmonische Struktur: milde Zitrusfrucht, Kakaoschalen, feine Würze, ideal als vielseitiger Allrounder. In unserer Rösterei zielen wir auf Klarheit und Tiefe zugleich: helle bis mittelhelle Röstprofile, sanft geführt, um florale Höhen und saftige Süße zu bewahren. Für Filter betonen wir Transparenz und Länge im Nachklang; für Espresso geben wir eine Spur mehr Entwicklung, um Textur und Schokoladentiefe zu runden, ohne die funkelnde Säure zu verlieren. So bleibt das, was Äthiopien ausmacht, im Mittelpunkt: eine Tasse, die an Reise erinnert – an staubige Straßen und duftende Märkte, an kühle Höhenluft und warme Hände, die Kirschen lesen – und an das Fernweh, das mit jedem Schluck ein bisschen näher rückt.
Wer eine äthiopische Kaffeezeremonie erlebt, versteht: Hier beginnt Kaffee nicht in der Tasse, sondern im gemeinsamen Atemholen. Frisches Gras liegt wie ein grüner Teppich aus, Weihrauch steigt in blauen Schwaden auf, die Zeit wird weich. Eine Gastgeberin kniet am Holzkohlenofen, wäscht die noch grünen Bohnen und röstet sie in einer flachen Pfanne, bis ihr Häutchen knistert und der Raum nach Karamell, Kakao und einem Hauch von Zitrus duftet. Sie fächelt den Gästen den Aromadampf zu – eine stille Einladung, teilzunehmen. Dann werden die Bohnen im Mörser zerstoßen, der Tonkrug, die Jebena, mit Wasser gefüllt und über der Glut erhitzt. Wenn der erste Schwall dampfend in die handtellergroßen Tassen fließt, ist das mehr als ein Handgriff: Es ist ein Übergang. In Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, ist die Zeremonie ein tägliches Ritual, das den Alltag strukturiert wie ein Puls. Jeder Handgriff ist sichtbar, nichts ist versteckt. So wird aus Zubereitung Beziehung – zur Pflanze, zum Feuer, zu den Menschen im Kreis. Und während draußen das Licht flirrt, werden drinnen Bohnen zu Geschichten, die man trinken kann.
Die äthiopische Kaffeezeremonie ist ein Kapitel in drei Runden: Abol, Tona, Bereka. Jede Tasse schmeckt anders, vom ersten, kraftvollen Aufguss bis zum dritten, der „Segen“ bedeutet. Zwischen den Runden werden Körner – geröstete Gerste, Kolo – oder Popcorn gereicht, Kinder huschen herein, Nachbarn setzen sich, Neuigkeiten und Erinnerungen wechseln die Richtung wie der Rauch. Kaffee, „Bunna“, ist hier Sprache und Brücke, ein Raum für Versöhnung, Verhandlungen, kleine Offenbarungen. Wer eingeladen ist, ist gesehen. Dass die Zeremonie oft von Frauen getragen wird, ist kein Zufall: Sie ist ein Geflecht aus Fürsorge, Rhythmus und Respekt, über Generationen weitergegeben. In manchen Regionen wird gesüßt, andernorts leicht gesalzen – doch immer zählt, dass man sich Zeit nimmt. „Buna dabo naw“ sagen die Menschen: Kaffee ist unser Brot. Er nährt nicht nur, er bindet. Er markiert Übergänge – Geburt, Besuch, Abschied – und macht das Unsichtbare spürbar: Gemeinschaft. So wird das Trinken zur Haltung. Man hetzt den Kaffee nicht, man hält ihn. Und während der dritte Aufguss leiser ist, wird das Gespräch tiefer. Am Ende steht kein „Fertig“, sondern ein „Bis bald“.
Für uns als Rösterei ist die äthiopische Kaffeezeremonie ein Kompass. Sie erinnert daran, dass Herkunft und Handwerk nicht nur Etiketten sind, sondern Haltungen. Wir denken an die Jebena, wenn wir unsere Trommel füttern: Geduld statt Eile, Klarheit statt Lärm. Äthiopische Bohnen – ob aus Yirgacheffe, Sidama oder Guji – tragen feine florale Noten, Bergamotte, Steinobst. Sie bitten nicht um Lautstärke, sondern um Präzision. Ein behutsamer Röstverlauf lässt Raum für ihre Geschichte; jeder Crack ein Schritt, kein Sprung. Auch in der Tasse darf es stiller werden: Wasser, Temperatur, Mahlgrad – kleine Entscheidungen mit großer Wirkung. Wenn wir Kaffee ausschenken, wollen wir nicht nur Geschmack teilen, sondern Haltung: zusammenkommen, zuhören, den Moment nicht verkürzen. Vielleicht stellen Sie eine Schale Popcorn daneben, vielleicht zünden Sie ein wenig Weihrauch an, vielleicht sagen Sie einfach „Buna tetu“ – kommt, lasst uns Kaffee trinken. Denn am Ende ist Kaffee aus Äthiopien mehr als ein Getränk: Er ist eine Einladung, das Leben im richtigen Tempo zu schmecken. Und genau so möchten wir ihn rösten.
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Kaffeerösterei Nero
Schönbornslusterstraße 88
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Rosenmontag GESCHLOSSEN
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