Doppelte Extraktion
Doppelte Extraktion: Klingt nach Labor, schmeckt nach Wow
Doppelte Extraktion: Klingt nach Labor, schmeckt nach Wow
Keine Sorge, wir reichen jetzt nicht die weißen Kittel – obwohl der Begriff „doppelte Extraktion“ tatsächlich ein kleines bisschen nach Zaubertrank klingt. Dahinter steckt eine raffinierte Art, mehr aus der Kaffeebohne herauszuholen, als ein einzelner Brühvorgang leisten kann. Vereinfacht gesagt: Wir extrahieren in zwei Schritten, oft mit zwei „Hebeln“. Der erste Hebel ist meist Wasser (heiß oder kalt), das die wasserlöslichen Komponenten wie Säuren, Süße und einen guten Teil des Körpers löst. Der zweite Hebel zielt auf die eher schwer zugänglichen, weniger polaren Aromastoffe – das kann erneut Wasser in einer anderen Temperaturphase sein (z. B. Hot Bloom + Cold Brew) oder ein anderes Medium wie Alkohol, um tiefere, komplexere Noten einzufangen, die sonst im Tassen-Nirwana verschwinden würden. Wichtig: Doppelte Extraktion ist nicht „denselben Kaffee zweimal aufbrühen“ (bitte nicht – das ergibt Bitterkeit ohne Happy End) und auch nicht einfach ein Doppio. Es geht um zwei komplementäre Extraktionsschritte, die sich sinnvoll ergänzen und am Ende ein Profil liefern, das runder, vielschichtiger und oft überraschend klar ist. Ob als Basis für Cold-Brew-Assemblagen, Kaffee-Liköre, Espresso-Sirupe oder Signature-Drinks: Doppelte Extraktion ist die Spielwiese, auf der Baristi zu Aromen-Architektinnen werden – ganz ohne Zauberstab, aber mit viel Geschmack.
In unserer Rösterei stellen wir uns täglich eine existenziell wichtige Frage: Wie bekommen wir noch mehr köstlichen Geschmack in Ihre Tasse, ohne die gute Laune zu extrahieren? Eine Antwort, die in Barista-Kreisen immer wieder unter Kennern fällt, lautet „doppelte Extraktion“. Keine Sorge, das ist kein Zaubertrick mit zwei Siebträgern und einem Kaninchen, sondern ein methodischer Ansatz, Geschmack gezielter zu steuern. Gemeint ist, vereinfacht gesagt, dass man denselben Kaffee in zwei getrennten Schritten extrahiert – oft mit unterschiedlichen Parametern – und die Ergebnisse gezielt kombiniert. Das kann bedeuten, einen ersten, kürzeren und aromatischen Teil und einen zweiten, körperbetonten Teil zu gewinnen und anschließend zu verschnitten, oder zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren zu verbinden, etwa einen heißen Espresso für Körper und Süße und eine kalte Extraktion für feine, flüchtige Aromen. Manche gehen sogar noch weiter und brühen Filterkaffee zweimal, indem der zweite Durchlauf mit Kaffee statt mit Wasser erfolgt, um die Intensität zu erhöhen. All diese Varianten haben ein gemeinsames Ziel: mehr Kontrolle über das, was in Ihrer Tasse landet – Intensität, Klarheit, Textur – und am Ende ein Profil, das sich wie maßgeschneidert anfühlt.
Im Inneren der Kaffeebohne verbergen sich eine Menge löslicher Stoffe, die sich nicht alle gleichzeitig und gleich gerne vom Wasser überreden lassen. Säuren und flüchtige Aromastoffe sind früh dran, Süßen und Maillard-Noten kommen etwas später, und ganz zum Schluss klopfen Bitterstoffe und trockene Phenyle an die Tür. Bei einer einzigen, durchgehenden Extraktion verstärkt man zumeist einen Kompromiss: holt man genug Körper, riskiert man zu viele späte, harsche Verbindungen; schont man die Aromatik, vermisst man Dichte und Länge. Die doppelte Extraktion versucht, diesen Kompromiss aufzubrechen, indem man zwei Züge mit unterschiedlichen Bedingungen ansetzt, die jeweils „ihr“ Optimum treffen. Heiß und unter Druck erhält man Emulsionen und Öle für Fülle und Viskosität, kalt oder kürzer extrahiert man filigrane, blumige Komponenten, ohne sie zu verflüchtigen oder zu überziehen. In der Summe lässt sich so eine höhere wahrgenommene Intensität bei gleicher oder sogar geringerer Gesamtbitterkeit erzielen. Theoretisch steigt damit die Steuerbarkeit von TDS und Extraktionsausbeute, während man problematische späte Fraktionen gezielt reduziert und die gewünschte Aromatik konserviert.
Baristas sind von Natur aus neugierig und ein klein wenig besessen davon, Geschmack zu formen. Die doppelte Extraktion gibt ihnen ein feinfühliges Mischpult in die Hand. In der Praxis bedeutet das etwa, für Milchgetränke einen besonders dichten, ölig-süßen „Körper-Shot“ mit einem frischen, aromatischen „Aroma-Shot“ zu vereinen, sodass sich der Kaffee im Cappuccino gegen die Milch behauptet, ohne bitter zu wirken. In Wettbewerben sieht man oft Kombinationen aus heißem Espresso und kalter Extraktion desselben Kaffees, um florale oder fruchtige Spitzen zu erhalten, die in einer Standardextraktion untergehen würden. In der Bar kann doppeltes Brühen außerdem helfen, Signature Drinks mit hohem TDS zu bauen, die später mit Eis oder Zutaten nicht dünn wirken. Und an der Mühle lässt sich manch kniffliger Single-Origin so zähmen, dass Röstaromen sanft bleiben, während die Herkunftscharakteristik leuchtet. Natürlich kostet das Zeit und verlangt Präzision, weshalb man es nicht in jeder Rush Hour einführen möchte. Aber dort, wo Qualität und Differenzierung zählen, liefert die Methode eine geschmackliche Tiefe, die mit einem einzigen Durchgang schwer zu erreichen ist.
Im Espresso-Bereich wird häufig mit zwei separat gezogenen Shots desselben Kaffees gearbeitet, die unter verschiedenen Parametern entstehen: ein kürzerer, konzentrierter Bezug mit hohem Druck für Süße und Textur und ein etwas leichter extrahierter Bezug für klare Aromatik, die anschließend im Glas zusammenfinden. Eine andere Spielart kombiniert heiß extrahierten Espresso mit einem Cold-Drip oder einer kurzen Cold-Brew-Extraktion aus derselben Bohne, wobei die kalte Fraktion spritzige, florale Töne einbringt, die heiß leicht verfliegen. Bei Filterkaffee ist „double brewed“ verbreitet: Zuerst wird ein konzentriertes Brühkaffee-„Konzentrat“ erzeugt, das anschließend als Brühmedium für einen zweiten Durchlauf mit frischem Mahlgut dient; so entsteht eine hohe TDS ohne zu langes Aufbrühen, was Bitterkeit begrenzen kann. Theoretisch ist auch eine Kombination aus Perkolation und kurzer Immersion denkbar, um die Extraktionsdynamik zu variieren. Entscheidend ist stets die Kalibrierung: Mahlgrad, Temperatur, Ratio und Zeit müssen zueinander passen, damit die beiden Teile nicht gegeneinander arbeiten. Gelingt der Abgleich, entsteht eine Tasse mit erstaunlicher Klarheit und zugleich satter Präsenz.
Diese Spielart ist ideal für Experimentierfreudige, die Rezepturen gerne feinjustieren und ihre Bohnen gut kennen. Home-Baristas, die an Textur, Extraktionsausbeute und TDS schrauben, werden den zusätzlichen Regler lieben. In Cafés eignet sie sich für Signature-Drinks, bei denen der Kaffee gegen Eis, Milch, Sirupe oder Spirituosen bestehen soll. Milchliebhaber bekommen mehr Kaffeecharakter in Flat White und Latte, ohne bitteren Nachgeschmack, sofern die Parameter stimmen. Auch für kalte Zubereitungen ist sie interessant: „Japanischer“ Eiskaffee profitiert, weil Schmelzwasser die hohe Konzentration harmonisch ausbalanciert. In der Patisserie bringt die Methode eine robuste, schokoladige Basis, die in Cremes, Glasuren und Desserts nicht verblasst. Bohnenwahl? kräftige, schokoladig-nussige Röstungen, Brasilien-lastige Blends oder natural aufbereitete Kaffees mit viel Süße liefern oft den schönsten Punch. Wer mit Robusta-Anteil arbeitet, kann zusätzliches Rückgrat und Crema-Feeling erwarten. Kurz: Wenn Sie Kaffee als Zutat und Textur begreifen, nicht nur als Getränk, ist die doppelte Extraktion eine spannende Bühne. Wenn Sie dagegen primär terroirbetonte, feingliedrige Filtertassen trinken, lohnt sich die Methode eher als gelegentliches Experiment als als täglicher Go-to.
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